De Itinere Honoris

Schwertmeister Tesion

 

I

Aller Anfang ist schwer


Du also, treuer Mensch, entscheidest dich, dem Weg der Ehre zu folgen und ersuchst ein Pergament um Rat. Es mag seltsam wirken, doch wird oft über einen Begriff geredet, ein Begriff hoch gehandelt, der Manchem nicht mehr als ein platter Begriff ist, dem er sich verpflichtet fühlt und doch nicht erkennen kann, wie er dieser Pflicht nachkommen kann, da es ihm an genauerer Definition oder auch nur an Anleitung fehlt. Lies also weiter, deine Augen seien geöffnet.


Über die Ehre


Die folgenden Zeilen sollen eine einführende Erläuterung, einen kurzem Umriss um einen Begriff geben, der für manche Welten bedeutet: Ehre.

Ehre ist eine übergreifende Tugend unseres ewigen Herrn Bellum, dessen Dienste auch ich mich im Orden vom heiligen Schwerte Bellums verschrieben habe und manch anderer Recke wie ich, wenn auch teilweises in keinem seiner Orden. Der Herr steht uns im Kampfe bei und wird bedanken uns dafür, indem wir sein Wort verkünden und seine Tugenden ehren. Doch was bedeutet die wohl für viele wichtigste Tugend genau für den, der ihr folgt?

Das Ehrgefühl ist das persönliche Gefühl immer ehrbar gehandelt zu haben. Ehrbares Handeln definiert sich durch das persönliche Bild von Gerechtigkeit. Des Herrn Bellums Werte sind nun also ineinander wiederzufinden. Wir halten fest: Das Ehrgefühl resultiert aus dem Gefühl, das man sich selbst gegenüber bekommt, wenn man gerecht handelt.

Ehre ist die Huldigungswürdigkeit der eigenen Person gegenüber den anderen Menschen. Im Gegensatz zum Ruhm aber handelt es sich hier nicht um eine dauerhafte Huldigung des Volkes, sondern vielmehr nur darum, ihrer würdig zu sein.

Der ehrbare Krieger handelt also nach seinem Gerechtigkeitssinn und für die ihm anvertrauten Personen, um seine eigene Ehre zu erhalten, welche daraus resultiert, dass er nie gegen sein Gewissen verstößt und dem ihm Anvertrauten nichts zustoßen lässt, um der Ehre willen. Wenn wir nun aber sagen, jemand handelt um der Ehre willen, so mag es manchem wirken, als sei der ehrbare Krieger ein egoistisches Wesen, doch dieser erste Schein trügt. Die Ehre ist nun nur die Würdigkeit der Huldigung, der tapfere Recke, will folglich keineswegs staunende Blicke und Applaus ernten, sondern nur seinem Gewissen folgen.


Der Erhalt der Ehre


Die Erhaltung deiner Ehre ist oft ein schwieriges Geschäft und wie es scheint mit steigendem Alter ein zunehmend schwereres und unter gewissen Umständen ein geradezu unmögliches. Wovon ich hier rede ist folgendes: Der ehrbare Mann erfüllt jeden Schwur, jeden Eid, den er je gesprochen, erfüllt jedes Versprechen, das er gegeben und schützt jedes Wesen, das seiner Obhut bedarf, tut, was sein Gewissen ihm rät. Unweigerlich führt bei weniger umsichtigen Personen dies schon schnell zu purer Verzweiflung, bei den bedächtigeren führt es zunächst zu Zweifeln und nicht selten im Laufe des Lebens doch zu Krisen. Du suchst nun also eine Anleitung deine Ehre zu erhalten, also lies dieses Kapitel.

Bevor es an die Erhaltung der Ehre geht, fühle ich mich nun aber verpflichtet dir Umsicht nahe zu legen. Zögere nicht, zum Wohle der Götter Schwüre abzulegen, doch woher willst du ohne reifliches nachdenken wissen, ob dein Schwur wahrlich dem Wohle der Götter dienlich ist? Umsicht soll jedes deiner Versprechen vorbereiten, gründlich sollst du alle Schwüre auf ihre Gerechtigkeit und Gewissenhaftigkeit prüfen, gründlich sollst du vor allem prüfen, ob neue Schwüre niemals deinen alten widersprechen können, denn deine Ehre verpflichtet dich zur Einhaltung aller Schwüre.

Um nun deine Ehre zu erhalten sollst du zuerst erforschen, was alles deine Pflicht ist, um diese Ehre zu erhalten. Welche Schwüre hast du gesprochen und was bedeuten sie? Wem bist du zu Treue verpflichtet, wem bist du zu Schutz verpflichtet? Hierbei sind aufzuzählen die heiligen Vier Götter, deine Familie oder Lebensgefährten, Waffenbrüder, seine heilige Majestät und eventuell Ordensangehörigkeiten. Erforsche nun all diese verworrenen Netze, bis sich Klarheit in dir auftut. Finde heraus, wie dein Handeln nicht wider dein Gewissen spricht und keines dieser Verhältnisse bricht und wandle auf dem Pfad der Ehre.

Manchmal, in Momenten, in denen Bellum dir keine Gedenkzeit gewährt ist lediglich dein Gewissen gefragt. Mit der Erfahrung, die du im Leben sammelst, wirst du geschult auch schnell Ehrensachen entscheiden zu können, doch können hierbei immer Fehler geschehen und auch können in deiner Abwesenheit deine Schützlinge und mit ihnen deine Ehre beschädigt werden. So der Herr es gibt wirst du Möglichkeit finden, sie wieder herzustellen.


Wiederherstellung der Ehre


Es mag dir also geschehen sein, dass deine Liebsten verletzt wurden oder du mit deinen Eiden gebrochen hast. Es gibt nun verschiedene Möglichkeiten, deinem drängenden Wunsch nachzugehen verlorene oder verletzte Ehre wiederherzustellen, doch manches mag ein Trugschluss sein, denn es kann ehrloser sein, als das, was bereits geschehen ist.

Ein Mittel, das oft unbedacht angewandt wird ist der so genannte Ehrenmord. Wenn ein Familienmitglied getötet wurde tötet man ein Mitglied der verfeindeten Sippe und denkt, die Familienehre sei so wiederhergestellt, doch ist es nicht die Ehre, die auf der Strecke bleibt, wenn man sich auf das Niveau ehrloser Mörder begibt und vielleicht wehrlose oder schwächere aus Rache tötet?

Das beste Beispiel ist die Beichte vor dem hochheiligen Herren der Ehre und die Bitte um Absolution. Geweihte des Herrn werden hier gern bereit zu Hilfestellung und Vermittlung sein, denn sie sind es, denen der Herr die Macht gegeben hat in seinem Namen Sünden zu verzeihen und Buße aufzuerlegen. Der Herr ist es, der über deine Ehre wacht, also kann sein Wort sie heilen.

In manchen Fällen jedoch wird dem Wiederherstellenden eine Beichte nicht genug sein, denn seine Ehre ist so tief verletzt, dass er sich vor Bellum verpflichtet fühlt verlorenes wieder gut zu machen. Hierbei kann es rechtens sein, auf raue Weise das genommene zurückzufordern, doch soll es Geweihten Bellums überlassen sein, eine solche Situation zu erkennen.


Konflikte


Manchmal, so kann es passieren, dass man ohne daran teil zu haben in eine verfahrene Situation gerät, zum Beispiel verändert sich das Umfeld und ein alter Schwur verbietet in der neuen Situation den Schutz des Geliebten. Hierbei muss mit äußerster Umsicht gehandelt werden, denn man ist hier in eine sehr verwinkelte Zwickmühle geraten.
So Bellum es gibt, gibt es auch hier einen Ausweg, nicht selten aber nur einen einzigen und diesen zu finden sollte kein Leichtes sein. Hierbei kann ich nur anweisen, den Rat der Geweihten des Herrn Bellum zu suchen, denn in solch verzwickten Situationen sollte die Suche nach einer ehrbaren Lösung Fachmännern überlassen werden und muss in jedem Fall einzeln gesucht werden.

Finis


Geh nun also hinaus, du der du dieses Buch gelesen hast und handle ehrbar und zögere nicht deine Erfahrungen oder Probleme mit den Geweihten Bellums zu teilen, denn es ist ihre Aufgabe, die Seelen seiner Kinder zu versorgen.

Schwertmeister Tesion.